Ortskern und Mobilität

8. Mai 2020

Im letzten Ausschuss für Gemeindeentwicklung, Umwelt und Ordnungswesen nahm das Thema Barrierefreier Ortskern und Neubau Nonnenbachbrücke großen Raum ein. Die WN berichteten am 7. Mai darüber. Für mich stellen sich angesichts der lebhaften Diskussion viele Fragen: Gibt es eine Vision für die Gesamtgestaltung des historischen Ortskerns? Werden die Anwohner (und vielleicht sogar alle Bürgerinnen und Bürger) ausreichend gehört und beteiligt? Wie können diejenigen, die dort wohnen oder ein Geschäft führen, ihre Bedenken und Wünsche formulieren? Wie steht es mit den KAG-Beiträgen? Müssen diese Straßenausbaubeiträge auch in einem Ortskern, der von vielen Touristen genutzt wird, und in welcher Höhe erhoben werden? Das sind viele Fragen, auf die Antworten gefunden werden müssen.

Ich wünsche mir eine Gesamtidee und ein Konzept, das mehr als nötige Reparaturen oder Ersatzbeschaffungen berücksichtigt. Mir geht es um den größeren Zusammenhang. In meinem Brief an Johann Gottlieb Schlaun („Ihr ergebener …“) hatte ich schon meine persönlichen Ideen aufgeschrieben: Der Nonnenbach könnte renaturiert uns sein Ufer begrünt werden. Dann würde er nicht mehr in einem Bett aus Beton und Steinen dahinplätschern, sondern wäre auch bei „Niedrigwasser“ ein ansehnliches Bächlein und ein Ort der Erholung. Nottulns Ortskern soll grün bleiben und grüner werden: ein belebter Park mit vielen Bäumen. Keine Frage, dass der Verkehr (auch Zulieferer) ihren Platz brauchen. Ganz ohne Autos würden die Geschäfte dort sterben. Trotzdem lassen sich Einzelhandel, Gastronomie, Natur und Kultur mitten in unserem Ortskern verbinden. Ich jedenfalls stelle mir den inneren Stiftsbezirk als Vorrangzone für Fußgänger und Radfahrer vor – trotzdem muss es Parkmöglichkeiten für Menschen geben die nicht mehr mit dem Rad oder zu Fuß dorthin kommen.

Auch die Märkte und Feste müssen berücksichtigt werden. Sicher gestalten wir keinen Ortskern zum Beispiel „um Martini herum“, aber vieles sollte möglich bleiben! Ein „sensibles Konzept“ berücksichtigt neben der Frage nach Aufenthaltsqualität und Wirtschaftlichkeit („Was können wir angesichts eines Corona-bedingt schrumpfenden Gemeindehaushaltes noch leisten?“) vor allem auch die Fragen der Bedürfnisse von Menschen, die sich dort aufhalten – dauerhaft oder als Besucher. 

Das Thema Grünpflege wird gerade sehr emotional diskutiert. Ich wünsche mir eine hohe Transparenz über das, was passiert. Warum sollte auf der Internetseite unserer Gemeindeverwaltung nicht eine grobe Projekt- und Einsatzplanung, die es intern sicher ohnehin gibt, öffentlich zugänglich sein? So könnten alle Interessierten sich selbst Informationen holen. Ein Grünpflegekonzept, das einen Rahmen beschreibt, würde außerdem den Beschäftigten und Anwohner Sicherheit geben, welche Arbeiten in welcher Qualität ausgeführt werden. Transparenz schafft Vertrauen und Sicherheit. Außerdem entlastet es die Mitarbeitenden, bei denen zurzeit oft misstrauisch nachgefragt wird.

In Zusammenhang mit der Gestaltung des Ortskernes wäre aus meiner Sicht ein komplettes Verkehrswege-Konzept nötig. In der Ausschusssitzung am Dienstagabend hat der Fraktionsvorsitzende der CDU, Hartmut Rulle, einen sehr guten Vorschlag gemacht: Unser Bahnhof in Appelhülsen muss nicht nur optisch attraktiver werden. Er sollte vor allem an die geplante „S-Bahn Münsterland“ angebunden werden. Nachbargemeinden haben dazu schon Planungen gemacht… Wenn diese schnelle Verbindung vielleicht später im 10-Minuten-Takt fährt, braucht es gut organisierte, flexible und kleine Zubringer-Dienste, sogenannte „on demand“-Dienste. Dieser Bestellservice bringt Fahrgäste dann auf Anforderung zu den Verkehrsknotenpunkte von S-Bahn (Appelhülsen) und Schnellbus (Beisenbusch). Nur wenn uns eine solche enge Taktung und Verflechtung gelingt, wird der Öffentliche Personennahverkehr wirklich wieder attraktiv. Und unsere Gemeinde braucht Fachleute, die sich um diese Zukunftsthemen jetzt schon kümmern, vielleicht eine Art Mobilitätsmanager.