Franz Ballhorn (1908-1979) – Dietmar Thönnes
– Dietmar Thönnes25. März 2020
Sehr geehrter Herr Amtsdirektor Ballhorn,
knapp 40 Jahre nach Ihrem Tod wurde 2017 eine Gedenkschrift verfasst, die mir vor einiger Zeit in die Hände fiel, als ich begann, mich mit bekannten Persönlichkeiten unserer Gemeinde Nottuln zu beschäftigen. 26 Jahre lang waren Sie hier Amtsdirektor und haben in dieser Zeit beeindruckend viel geleistet – und das nach einer sehr wechsel- und leidvollen Jugend. Zu Ihrem Gedenken wurde in der Gemeinde Nottuln nah an ihrem letzten Wohnort (Stiftplatz 7, Nottuln) ein Weg benannt.
Sie hatten bereits in jungen Jahren Führungsposition der Deutschen Jugendkraft, dem heutigen DJK Sportverband, der bis in unsere Tage in Nottuln einen ausgesprochen positiven Klang hat. Nach der Machtergreifung der Nationalsozialisten gründeten Sie einen Widerstandskreis und prangerten insbesondere die Ermordung von Adalbert Probst, dem Reichsführer der DJK, an, der im Zusammenhang mit dem Röhm-Putsch verhaftet und 1934 erschossen worden war. Sie mussten in die Niederlande emigrieren und konnten deshalb Ihr Studium nicht beenden. Mutig haben Sie dann aber von den Niederlanden aus zusammen mit Pater Friedrich Muckermann den Nationalsozialismus publizistisch weiter bekämpft. Nach der deutschen Okkupation der Niederlande allerdings wurden Sie verhaftet und im KZ Sachsenhausen
inhaftiert. Ihre Erlebnisse aus dieser grauenvollen Zeit haben Sie später in einem bewegenden Buch, „Die Kelter Gottes“, verarbeitet. Noch im KZ haben Sie Ihre Ehefrau, die zu Besuch gekommen war, kirchlich geheiratet. Sie hatten sich bereits während des Studiums kennengelernt. 1945 konnten Sie nach der Befreiung des KZ Sachsenhausen endlich zurück ins Münsterland. Sie haben direkt bei der Stadtverwaltung Münster angefangen und sich als Mitglied des Kreissonderhilfs-ausschusses für politisch, rassisch und religiös Verfolgte eingesetzt. Sie haben die CDU in Münster mit begründet und wurden dann 1947 Amtsdirektor in Nottuln, ein Amt, das Sie bis zu Ihrer Pensionierung 1973 bekleidet haben. In einer der zahlreichen Ehrungen für Ihr Lebenswerk wurden Sie einmal als „einer der jungen Feuerköpfe, die sich den totalitären Bestrebungen des Nationalsozialismus mit aller Macht widersetzten“ bezeichnet. Wie treffend!
Besonders beeindruckt hat mich Ihre Treue zum katholischen Sportverband DJK. Sie haben mutig ein Zeugnis gegeben und weder Ihren Glauben noch die DJK verleugnet. Bei der Neuorganisation spielten Sie eine tragende und schlichtende Rolle und blieben dort in führender Position bis zu Ihrem Tode. Sie überzeugten vor allem auch durch Ihr großes rhetorisches Talent.
Das zeigt mir, welche verbindende Wirkung Sport hat. Nicht umsonst investieren wir in die Sportvereine aller Ortsteile. Überall, wo Menschen wohnen, sollen sie auch gemeinsam Sport treiben können. Man hätte fragen können, warum ein so geläuterter und ernster Mensch wie Sie sich für etwas scheinbar so Nebensächliches wie Sport engagiert? Sie taten das mit gutem Grund! Auch ich möchte mich für die Förderung des Breitensports einsetzen; dabei soll es in erster Linie nicht um Professionalität gehen. Sie haben das Stadion am Niederstockumer Weg eingeweiht – das war im Vergleich zur neuen Sporthalle ein großartiger Anfang, der uns bis heute vor vielen anderen Kommunen auszeichnet. Aber wo sind die Bolzplätze, wo ist die Skaterbahn, die Sie ganz sicher eingeweiht hätten? Warum versagt hier seit Jahrzehnten Nottulns Politik? Wo ist Platz für unsere Jugend, für spontanes Spiel und Bewegung?
Noch etwas lässt mich nachdenklich werden: Ihr Amtsverständnis eines Bürgermeisters war großartig: Sie waren ein Vordenker – kein Grüß-August und nicht jedermanns Freund! Sie waren standhaft, folgten Ihrem Gewissen, folgten Gott. Sie waren im Hier und Jetzt verwurzelt und konnten deshalb mit großer Gelassenheit über die Welt und über Nottuln nachdenken. Diese Gelassenheit und dieses Format wünsche ich mir auch einmal für mich.
Es grüßt Sie voller Bewunderung
Ihr ergebener