„Und? Wie sieht es aus?!“

25. August 2020

Fast jeden Tag besuche ich Menschen im Haustürwahlkampf und führe Gespräche. Ich höre Feedback, Anregungen, Wünsche und auch viel Erfreuliches in den vier Ortsteilen. „Und, wie sieht es aus?“ ist eine der Fragen, die mir dabei häufig gestellt werden. – Ganz ehrlich habe ich kein eindeutiges Gefühl dazu. Viele äußern sich sehr positiv und zuversichtlich, dass es mit dem Bürgermeisteramt und mir klappen wird. Sie setzen die Hoffnung auf Veränderung und finden meine Ideen gut. 

Die ersten Treffen, an denen die Kandidaten gemeinsam befragt wurden, waren gut und professionell. Wir sehen – wenn wir ehrlich sind –, wo es Stärken und auch wo es Schwächen gibt. Mir persönlich wird immer klarer, dass unsere Gemeinde eine Veränderung braucht – im Umgang und in der Kommunikation miteinander, bei der Suche nach politischen Mehrheiten, in der Organisation der Verwaltung und bei der Priorisierung von Themen sowie am Ende bei der Umsetzung von Beschlüssen. 

Bei der Veranstaltung, zu der die Nottulner Kaufmannschaft in der letzten Woche eingeladen hatte, kommentierte Prof. Schubert die Anforderungen an das Bürgermeisteramt sinngemäß so, dass Bürgermeister kein Lehrberuf sei und die Fähigkeiten nicht allein in der Führung einer Kommunalverwaltung liege. Es geht vor allem um die Fähigkeit, mit Menschen im Dialog zu sein, zuzuhören und ihre Anliegen aufzunehmen, Mehrheiten zu suchen, zu vernetzen, auch unliebsame Themen freundlich anzusprechen und neben der Repräsentanz unserer Gemeinde nach außen, sich vor allem im Inneren darum zu kümmern, dass ziel- und erfolgsorientiert gearbeitet wird. Es ist weniger die Anforderung, der „erste Sachbearbeiter“ zu sein.

Klar, in Zeiten des Wahlkampfes wird viel angekündigt und in Aussicht gestellt. In den fünf Jahren einer Amtszeit muss man dann zeigen, dass den Ankündigungen Taten folgen und man muss am Ende die Erfolge zeigen können. Aus meiner Sicht sollten deutliche Erfolge schon nach fünf Jahren sichtbar sein und nicht erst in einer zweiten Amtszeit. Ich versuche mir vorzustellen, was für mich realistisch ist, was ich mit dem Rat und der Verwaltung gemeinsam wirklich erreichen kann. Miteinander reden, diskutieren, kommentieren, werden die herausragenden Instrumente sein; reden und dann tun, organisieren, nachjustieren, anschieben, motivieren, beteiligen und immer wieder Möglichkeiten ausloten, Ideen haben und deren Realisierbarkeit prüfen. In meinen bisherigen Tätigkeiten habe ich gelernt, dass erste Erfolge auch zeitnah sichtbar sein müssen, damit Menschen mir vertrauen und weiter motiviert mit mir zusammen etwas bewegen wollen.

Und dann höre ich ab und zu: „Visionen und ‚Träumereien‘ müssen finanzierbar sein!“ Ja – aber keine zu haben, ist nicht die Alternative! Letzte Woche habe ich im Rahmen der Mitgliederversammlung von Arminia Appelhülsen von deren Vision eines Kunstrasenplatzes gehört und wie diese Vision Wirklichkeit wurde, weil viele gemeinsam daran geglaubt und sich engagiert haben. Ähnlich war es sicher mit dem Bogensportplatz in Schapdetten und mit vielen anderen Projekten in unseren Ortsteilen. Wenn Menschen an Visionen glauben und sich gemeinsam dafür einsetzen, dann können sie wahr werden. Daran glaube ich, das habe ich erlebt. Daher möchte ich mich nicht von scheinbaren Sachzwängen abschrecken lassen oder von vornherein erklären, warum etwas nicht geht. Und wenn etwas genau so nicht geht, so geht es sicher anders! Es ist eine Frage der grundsätzlichen Haltung. Immer möchte ich zuallererst nach Möglichkeiten suchen, die Visionen Wirklichkeit werden zu lassen. 

Finanzierungsmöglichkeiten sind nicht nur vielfältig. Sie müssen mittelfristig angelegt sein und stehen oft gar nicht im Vordergrund. Nicht alles, was als Vision tituliert wird, kostet automatisch viel Geld. Manches wird schon jetzt in überragender Weise ehrenamtlich gestemmt, und mit anderen Projekten kann man sogar Geld verdienen. Es gibt Kommunen, die uns das vormachen und von denen wir lernen können. Was in Senden, Havixbeck und Billerbeck geht, darf doch in Nottuln nicht scheitern!

Viele Fragen rund um die Ökologie und den Klimaschutz werden uns am Freitag auf dem Stiftsplatz gestellt werden. Endlich! Es ist ein existenzielles Thema und es sind so viele Fragen, die man nicht mit einem Satz beantworten kann. Und es ist ein Thema, das uns alle betrifft – ob wir wollen oder nicht. Auch hier kann es kein „Weiter so!“ geben. Mit einem Mitglied von „German Zero“, einer Organisation, die in eindrucksvoller Weise für die Erreichung der Klimaneutralität kämpft, habe ich manche Fragen diskutiert. Es gibt keine einfachen Lösungen. Sicher wäre für die Gemeinde eine Organisationseinheit sinnvoll, die sich allein um die Themen des Umwelt- und Klimaschutzes und der Mobilität kümmert. Das allein hilft aber nicht, wenn das Thema nicht als übergreifende Querschnittsaufgabe definiert ist und bei allen Projekten und Vorhaben mit einbezogen wird. Mehr Schlagkraft bekommt eine solche Einheit sicher, wenn sie als Stabsstelle eingerichtet und nicht einem der Fachbereiche untergeordnet wird.

Als wir uns in Schapdetten mit dem Thema Nachhaltigkeit beschäftigt haben, wurde allen Beteiligten schnell klar, dass es ein unglaublich weit gefächertes Thema ist, das in so viele Bereiche unseres Alltags hineinreicht: von der Müllvermeidung über die Mobilität bis hin zu Fragen der Energieerzeugung und -einsparung. In jedem Fall ist uns aber bewusst geworden: Wir müssen aktiv beraten, nachhaltig am Thema bleiben und uns immer wieder neu die Dramatik des Klimawandels vor Augen führen, damit unsere eigene Motivation nicht nachlässt, und damit jede und jeder einzelne bereit ist, etwas an seinen ganz persönlichen Lebensbedingungen zu verändern. Ganz ehrlich: Wäre das Vorgehen bei der Ausweisung von Windkraftvorrangzonen kommunikativ sensibler begonnen worden, hätte man sich möglicherweise schon früh über eine genossenschaftliche Bürgerbeteiligung unterhalten, wäre die Diskussion weniger emotional geführt worden und vielleicht erfolgreicher gewesen. Mir ist an diesem Beispiel noch einmal deutlich geworden, wie hoch die kommunikative Kompetenz der handelnden Personen sein muss. Kommunikation mit den Bürgern und deren Beteiligung hat eine hohe Priorität in der Amtsführung des Bürgermeisters. Hier höre ich bei meinen Besuchen an den Haustüren manche Enttäuschung. Davon nehme ich mit, dass ich ein besserer Gesprächspartner sein muss.

Mit einem Vertreter von RWE konnte ich kürzlich das Thema Wasserstoff näher in den Blick nehmen. Es war spannend, zu erfahren, dass eine Pipeline zwischen Lingen im Emsland bis in die Chemieregion Gelsenkirchen/Marl geplant wird. Vielleicht ergibt sich ja daraus sogar die Möglichkeit, eine Wasserstofftankstelle „abzuzweigen“, so dass Nottuln davon profitieren kann.  

„Und? Wie sieht es aus…?!“ – zweieinhalb Wochen vor der Wahl kann ich nur sagen: Gut! Denn ich habe immer noch viel Freude an den zahlreichen Begegnungen mit tollen Menschen, Freude an den Herausforderungen, die mich täglich neue Antworten finden lassen müssen, und vor allem auch Freude daran, dass ich die Rückmeldung bekomme, vieles richtig zu machen. 

Und wenn es nicht klappt? Für zwei der drei Bewerberinnen und Bewerber wird sich die Frage stellen, was dann der Plan B ist. Meine Antwort ist eindeutig: Diese Zeit hat sich gelohnt. Von Juni 2019, als CDU, FDP und Grüne mich zu ihrem Kandidaten gemacht haben, bis zum Tag der Wahl habe ich viele neue Erfahrungen gemacht, neue Menschen kennen- und schätzen gelernt und die vier Ortsteile noch einmal neu für mich entdeckt. Mit den Ohren eines Bürgermeisterkandidaten hört man anders, wenn man mit den Menschen im Gespräch ist. Mit den Augen eines Bürgermeisterkandidaten sieht man anders, wenn man vor Ort unterwegs ist. Und neben den neuen Erfahrungen werde ich weiter in Schapdetten wohnen bleiben und das gestalten, was ich dann vor Ort gestalten kann. Wie das wohl bei den anderen Beiden sein wird? Sei’s drum: Lieber würde ich die Wahl gewinnen und mit Ihnen Appelhülsen, Darup, Nottuln und Schapdetten voranbringen.

Nun – am 13. September werden wir in den Abendstunden sehen, wie es aussieht und ob es wirklich „gut“ aussieht!