Wahlkampf!

4. Juli 2020

Die Erfahrungen der letzte Wochen zeigen mir eines sehr deutlich: Politik ist eine anspruchsvolle Aufgabe, die nicht nur inhaltlich herausfordert, sondern mich als ganzen Menschen betrifft. Bei meinen Begegnungen erlebe ich oft, dass Inhalte in den Hintergrund geraten und das Interesse persönlich ist. Man möchte den Menschen kennenlernen, der sich für die Aufgabe eines Bürgermeister zur Verfügung stellt. Und diese Aufgabe ist eine mit vielen, sehr unterschiedlichen Facetten: Leiter der Verwaltung, Moderator des Rates, aufsuchender Besucher, Ideen- und Impulsgeber, Kümmerer, erster Repräsentant der Gemeinde, Netzwerker, sensibler Zuhörer und geistreicher Redner, entscheidungsfreudiger Wirtschaftsförderer, In-Frage-Steller, Dialog-Partner und mutiger Kommunikator. Beim Lesen dieser Aufstellung höre ich schon die ersten Stimmen, die fragen: Stimmt die Reihenfolge, ist das alles? Und laut möchte ich in diese Gedanken hineinrufen: Nein, es gibt keine Reihenfolge, keine Wertung und das sind nicht alle Facetten und Aufgaben! Eine weitere Frage höre ich gleich mit: Ist das nicht viel zu theoretisch und zu intellektuell? Auch dazu möchte ich gerne rufen: Ja, es ist auch theoretisch, aber ich bin es nicht – und doch anspruchsvoll! Die unterschiedlichen Anforderungen erfordern eine Vielseitigkeit: wirtschaftlich denken, menschlich nah sein, sich nicht vereinnahmen lassen und kritisch hinterfragen, glaubwürdig sein und verlässlich handeln, das leben, was man sagt und das sagen, was man lebt, charakterlich gefestigt sein, zu seinem Wort stehen und trotzdem eine gewisse Lockerheit ausstrahlen. Ja, genau das sind einige der Herausforderungen. Und man kann sie nur bedingt lernen. Einen Teil davon muss man durch Lebenserfahrung erworben haben. Kein Superman und keine Superwoman bringt alles für alle mit. Die Kunst der Abgrenzung, der eigenen Meinung und des eigenen Profils gehört auch dazu. Was wird einen Wähler am Ende leiten, wenn es um das entscheidende Kreuzchen geht? 

Als ich vor ein paar Tagen gefragt wurde, warum ich mir gerade diese drei Parteien (CDU, FDP und Grüne) als Unterstützer ausgesucht hätte, musste ich dann doch schmunzeln. Meine Antwort: „Nicht ich habe mir drei Parteien ausgesucht, sondern die drei Parteien haben mich ausgesucht!“ Dass man mich ausgewählt hat, gibt mir nicht nur Bestätigung sondern immer wieder Rückendeckung und Aufwind. Und bei allen „Wahlkampfschlachten“, die jetzt über soziale Netzwerke und die Westfälischen Nachrichten ausgefochten werden, muss ich feststellen, dass das gewisse Maß an Unabhängigkeit eines parteilosen Kandidaten mir gut tut. Eine eigene Einschätzung und Meinung zu haben, keine „lähmenden Schatten der Vergangenheit“ bezwingen zu müssen und mit einer frischen, von vielen Erfahrungen genährten Perspektive anzutreten, empfinde ich als positiv. Ich lerne schnell und viel. Vor allem aber erkenne ich, dass eine Konzentration auf klare Fakten und nachvollziehbare Einschätzungen und Tatsachen wertvoll ist – jedoch niemals ohne das offene Ohr und eine menschliche Zuwendung der hinter mir stehenden Persönlichkeiten. Bei meinen Besuchen in der Gemeinde erlebe ich, welche Fragen und Wünsche es gibt. Manchmal sind es kleine Dinge: ein Schlagloch, das gefüllt werden muss, damit man mit dem Rollator besser einen Weg befahren kann, eine Bank im Park, um zwischendurch Rast machen zu können, die Hilfestellung beim Ausfüllen von Förderanträgen, zeitnahe Antworten auf Anfragen, eine Unterstützung bei der Organisation von Veranstaltungen, eine höhere Beteiligung von jungen Menschen und und und.

In jedem Thema kommt es auf Vertrauen und Verlässlichkeit an. Auch die Fähigkeit, sich auf möglichst viele, unterschiedliche Menschen einzulassen, ihnen freundlich zuzuhören und Rede und Antwort zu stehen, nicht immer alles zu wissen oder schon bis zum Ende gedacht zu haben, gehören auch dazu. „Wie man in den Wald hineinruft …“ – der Stil der Kommunikation ist gelegentlich bedeutungsvoller als deren Inhalte. Für den Wahlkampf wünsche ich mir kraftvolle Rufe in diesen „Wahlkampfwald“, die von Respekt, Fairness, Klarheit und Fakten geprägt sind.  

Es bleiben jenseits aller Wahlkampf-Scharmützel auch die großen Themen. Das Thema Digitalisierung möchte ich als ein Beispiel herausgreifen. Verwunderlich, dass zunächst nur in den kleinere Ortsteilen die Quote für Glasfaser erreicht wurde. Woran mag das liegen? Müssten wir nicht miteinander werbend aktiv werden, schon längst geworden sein, und noch einmal Gespräche mit der Deutschen Glasfaser führen, damit Nottuln als Ganzes zukunftsfähig wird? Nicht auszudenken, wenn beispielsweise das Gymnasium keinen Glasfaseranschluss bekäme!

Ich freue mich auf die letzten zehn Wochen vor der Wahl. Meine ganze Kraft, alle Erfahrung und mein Herzblut will ich aufwenden, sichtbar und anfassbar werden, damit Appelhülsen, Darup, Nottuln und Schapdetten am 13.9. eine gute Entscheidung treffen können!