„Wo der Humor aufhört, fängt die Gewalt an.“ – Eine Rede – Dietmar Thönnes
– Dietmar Thönnes20. Mai 2020
zur Wahlkreisversammlung am 18.05.2020
„Wo der Humor aufhört, fängt die Gewalt an“ (Zitat von Kabarettist Andreas Thiel)
Was hat das mit Kommunalpolitik und mit einer Wahlkreisversammlung zu tun?
Ich bin zutiefst davon überzeugt, dass Politik mehr ist als Inhalte, Ziele, Wählerwünsche oder Verfahrensfragen: Politik ist Haltung, Politik sind Werte und Politik ist Stil!
Darum an Sie und auch an mich die Frage: Welche Haltung haben wir? Welche Themen wollen wir bewegen und was ist unser Politikstil? Dazu ein paar Anmerkungen:
Was liegt vor uns?
Wir leben gern in Nottuln, in den Baumbergen. Eine gute Voraussetzung. Denn da, wo wir gerne sind, sind wir auch bereit, mit Herz und Hand zu investieren. Davon bin ich überzeugt.
Die Gemeinde Nottuln hat großes Potenzial. Unsere reiche Geschichte mit der Stiftskirche und dem barocken Ortskern zeigt, was unsere mutigen Vorfahren geschafft haben. Um das alles zu erhalten und weiter zu bauen, brauchen wir eine starke Verwaltung und einen guten Rat. Wir können Zukunft! Die Gemeinde Nottuln hat frischen Wind und neue Kraft verdient!
Unsere Gemeinde steht auch gerade angesichts des Corona-bedingt „schlanken“ Haushalts vor großen Herausforderungen. Langfristiges, kaufmännisches Handeln darf nicht aus dem Blick geraten. Wir müssen sinnvoll in das Nötige investitieren:
- Feuerwehrhäuser und Rettungswachen sanieren oder bauen,
- in allen Ortsteilen Grundstücke erschließen und innovativen, bezahlbaren und geförderten Wohnraum schaffen,
- KiTa-Plätze und Ganztagsbetreuung ausbauen,
- mit Sinn und Verstand Gewerbe ansiedeln,
- Freiräume für Kinder und Jugendliche finden,
- selber bauen statt mieten – das gilt auch für Verwaltungsgebäude.
Außerdem müssen wir zu einer neuen Beteiligungs-Kultur kommen:
Unternehmerinnen und Unternehmer sollen optimal unterstützt und beteiligt werden,
unsere Landwirtschaft ist eine tragende Säule. Sie verdient Respekt, Unterstützung und Begleitung in ihrem Wandel hin zu mehr Tier- und Pflanzen-Wohl.
Wir brauchen deutliche ökologische Akzente beim Bauen.
Die klimaneutrale Energieerzeugung müssen wir fördern und bei all unserem politischen Handeln mitbedenken – nicht nur formal sondern schon bei der Formulierung unserer Ziele! Wir brauchen den größeren Kontext und müssen in Zusammenhängen denken.
Wir müssen ganz dringend die umweltverträgliche Mobilität ausbauen: neue Radwege und ein verbesserter Takt der Schnellbuslinien. Auch unser Bahnhof in Appelhülsen muss attraktiver und gut an die geplante S-Bahn Münsterland angebunden werden. Und wir brauchen gut organisierte, flexible und kleine Zubringer-Dienste, sogenannte „on demand“-Dienste, damit Menschen die Bahn optimal und ohne lange Wartezeit erreichen. Und unsere Gemeinde braucht Fachleute, die sich um diese Zukunftsthemen jetzt schon kümmern, vielleicht eine Art Mobilitätsmanager – in jedem Fall aber jemanden, der die Fördertöpfe pfiffig anzapft.
Unsere Verwaltung muss ein moderner, serviceorientierter Dienstleister werden. Bürgerinnen und Bürger sollen zeitnah Antworten und ausreichend Information bekommen. Transparenz über laufende Verfahren und Planungen sind digital schnell herzustellen.
Kultur, Sport, Vereine und Feste müssen wir nachhaltig unterstützen. Sie geben Nottuln ein unverwechselbares Gesicht. Das Ehrenamt verdient Wertschätzung und Förderung.
Der Nottulner Ortskern soll weiter saniert werden. Er bleibt für den Verkehr zugänglich und wird vor allem grüner.
Das öffentliches Grün muss endlich wieder gepflegt werden. Dazu gehört nicht nur, Bäume 1:1 nachzupflanzen sondern auch ein Konzept, das nachvollziehbar und sorgsam gestaltet ist. Ich bin sicher, an Kompetenzen in diesem Bereich mangelt es nicht!
Ich möchte gemeinsam mit euch, gemeinsam mit dem Rat und gemeinsam mit den Bürgerinnen und Bürgern, den Verbänden, Kirchen und Vereinen Politik gestalten! Ich möchte mit euch vor die Welle kommen: weder überrollt noch getrieben werden!
Ich wünsche mir eine offene, respektvolle Kommunikation! Eine Kultur und eine Haltung, die das Gute stärker macht – für die, mit denen wir leben und auch für die, die wir mit gastlich geöffneten Armen empfangen!
Was muss ein Ratsmitglied können, wie soll ein Ratsmitglied sein? – eine kleine Litanei (ein bisschen kann ich den Theologen nicht verleugnen …)
Ihr seid Kraft und Empfindsamkeit zugleich.
Ihr seid Rebellen und kämpft für die gute Sache.
Ihr seid Anwälte der Bürger.
Ihr bezeugt, was euer Herz und euer Verstand weiß.
Ihr seid keine Finsterlinge, sondern „frohe Boten“.
Ihr seid uneitel, kreativ und erfinderisch.
Ihr geht die Wege der Veränderung mit und begleitet sie.
Ihr revidiert Bräuche, Vorschriften und Normen, wenn sie euch blockieren.
Ihr konzentriert euch auf das Wesentliche und nehmt nicht alles gleich wichtig.
Ihr habt Humor und seid gewaltfrei (auch sprachlich und schriftlich)!
Ihr seid barmherzig und empathisch.
Euer Amt ist wichtig – aber ihr tut nicht wichtig und im Rat sind wir alle gemeinsam mit der Verwaltung die Diener der Bürgerschaft.
ein paar Worte zum Abschluss
- Bleibt bei einer starken Meinung, die andere kitzelt und manchmal provoziert! Wir brauchen Bewegung in der Politik. Wir brauchen Humor (im guten Sinn) – Wir brauchen Aufwind für Nottuln
- Arbeitet euch in Themen und Verfahren ein. Mir geht es genau so. Keine Angst vor Vorschriften und Regelungen! Am Ende geht es immer darum, das Gute und Sinnvolle zu erreichen!
- Lasst euch nicht von den vermeintlich Altvorderen beeindrucken. Erfahrung ist gut, neue Erfahrungen sind es aber auch. Die Traditionen dürfen unser Denken nicht trüben. Frischer Wind und neue Kräfte sollen mit euch gemeinsam Nottuln in Atem halten!
- Auch wenn es Rückschläge und/oder andere Mehrheiten gibt. Bleibt euch treu und haltet durch und bleibt geduldig. Ziele werden nicht immer sofort und absehbar erreicht.
- Korrigiert euch und lasst euch des Besseren belehren. Es ist keine Niederlage, sich von guten Argumenten überzeugen zu lassen.
- Investiert Zeit, eure eigene Zeit. Bringt euch mit Emotionen und sehr persönlich ein – mit allem, was ihr habt, was ihr könnt, fühlt und denkt! Auch bei Rückschlägen und Anfeindungen aus Teilen der Öffentlichkeit: Bleibt dabei und glaubt an die „Grüns“ und Ihre Idee!
Wir – gemeinsam für Nottuln!
Vielen Dank!